Stadtwerke können künftige Treiber digitaler Städte sein. Davon ist Andreas Weiss, Leiter digitale Geschäftsmodelle im eco Verband überzeugt. Dabei spielen Daten bei der künftigen Wertschöpfung von Produkten und Dienstleistungen eine entscheidende Rolle. Im Gespräch erläutert Weiss auch, warum es einen vertrauenswürdigen digitalen Raum braucht, der sich konsequent an europäischen Standards und Werten orientiert, um Abhängigkeiten zu großen Unternehmen wie Google, Amazon & Co zu vermeiden.
Mehr und mehr deutsche Städte setzen auf Digitalisierung. Werden die künftigen intelligenten Städte damit auch für Unternehmen der Internetwirtschaft zum attraktiven Markt?
Andreas Weiss: Im Prinzip ist jeder Anwendungsbereich, der eine umfangreiche Inanspruchnahme von digitalen Infrastrukturen mit Internettechnologien erfordert, relevant. Im Bereich der Smart Cities sind unter anderem Glasfaser und Funknetze in Kombination mit Edge-Systemen besonders hervorzuheben. Die Herausforderung bleibt aber eine kritische Masse zur erreichen und planbare Größen zur Kompensation der Investitionen zu formulieren.
In welchen Bereichen profitieren Städte?
Mobilitätsmanagement ist eine der am einfachsten vermittelbaren Anwendungen. Es geht aber auch um Nutzung gemeinschaftliche IT-Ressourcen im gewerblichen Bereich - z.B. im regionalen Produktionsverbund, Koordination von Liefernetzwerke, Bereitstellung von Agrardiensten - also generell Metro-Edges für eine Vielzahl von Anwendungen. Wir haben da eine Reihe von Szenarien in einer Edge Studie herausgearbeitet (https://www.gimi.cologne/2022/06/07/gimi-studie-ueber-geschaeftsmodelle-und-potenziale-der-edge/)
Technologische Abhängigkeiten von großen Unternehmen wie Google, Amazon & Co sind hier keine Gefahr?
Die Gefahr entsteht dann, wenn man eine überproportionale Abhängigkeit zu einem oder wenigen IT-Serviceanbietern aufbaut. Aus diesem Grund wurde die Gaia-X Initiative gestartet, um interoperable Wertschöpfungsnetzwerke zu ermöglichen. Unabhängig davon sind die regulatorischen Anforderungen zu berücksichtigen. Besonders bei bürgernahen Diensten ist der Datenschutz und die damit verbundenen organisatorischen und technischen Maßnahmen besonders zu beachten.
Können Stadtwerke diese Lücke schließen und Treiber digitaler Städte sein?
Absolut, zumal die regionale Kompetenz und das Management der notwendigen Liegenschaften und Infrastrukturen dann oftmals zusammengelegt werden kann. Es gibt viele Möglichkeiten, im Rahmen des schon bekannten Arbeitsauftrages, den Ausbau moderner digitaler Infrastrukturen direkt mit einzubeziehen.
Daten sind der Schatz der IT-Zukunft. Wie wichtig wird es sein, dass vor allem Stadtwerke die Betreiber digitaler Smart-City-Plattformen sind?
Daten sind nur Ballast, sofern man kein damit verbundenes Modell für mehr Wertschöpfung erarbeitet hat. So eine Konzeptentwicklung ist ein iteratives Verfahren und muss mit viel Sorgfalt angegangen werden. Hier bedarf eines interdisziplinären Austausches und enge Zusammenarbeit mit den beteiligten Akteuren.
Lautet die Erfolgsformel also Kooperation statt Wettbewerb?
Eigentlich beides und es gibt dazu ja schon neue Buzzwords wie „Copetition“, also Kooperation und Wettbewerb in einem. Meiner Meinung nach ist es notwendig, eine gemeinsame technische Basis mittels Open Source Software und festgelegter Standards zu nutzen und darauf aufbauend individuelle Geschäftsmodelle mit eigenen Softwarekomponenten zu entwickeln. So funktioniert es bei Gaia-X mit den Gaia-X Federation Services (www.gxfs.eu).